Dresdner Lyrikpreis / Drážďanská cena lyriky

Dresdner Lyrikpreis

Der Dresdner Lyrikpreis wird vom Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden ausgelobt und alle zwei Jahre vergeben. Er richtet sich an Autorinnen und Autoren, die in deutscher oder tschechischer Sprache schreiben und ihren Lebensmittelpunkt in Europa haben. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wird in zwei gleich hohen Teilen von je 7.500 Euro vergeben – an eine Dichterin bzw. einen Dichter in deutscher Sprache und an eine Dichterin bzw. einen Dichter in tschechischer Sprache. Begleitend erscheint eine zweisprachige Anthologie mit Gedichten aller Finalistinnen und Finalisten und ihren Übersetzungen.

Das Auswahlverfahren

Die Finalisten zum Dresdner Lyrikpreis werden in einem zweistufigen Verfahren ermittelt. Aus den Vorschlägen der Jurymitglieder werden je drei deutschsprachige und drei tschechischsprachige Lyrikerinnen und Lyriker für die Finalrunde nominiert. Im Zentrum der Juryauswahl stehen die literarische Qualität, Originalität und poetische Entwicklung der Nominierten. Durch dieses Verfahren formiert sich ein hochkarätiges Finale mit poetisch herausragenden Stimmen. 

Die Jurymitglieder

Uwe Kolbe (*1957) ist Lyriker, Prosaautor und Übersetzer. Seine ersten Gedichtbände erschienen ab 1980 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar. Bis zu seiner Übersiedlung in die BRD 1987 war er Mitherausgeber der Samisdat-Zeitschrift „Mikado“. Von 1997 bis 2004 war er Leiter des Studio Literatur und Theater der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Zuletzt erschienen u. a. „Das Revier des Wolfgang Hilbig“ (2024) sowie die Lyrikbände „Imago“ (2020); „Psalmen“ (2017) und der Essay „Brecht. Rollenmodell eines Dichters“ (2016). Für sein literarisches Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen, u. a.  den Friedrich-Hölderlin-Preis (1993), den Lyrikpreis Meran (2012), den Heinrich-Mann-Preis (2012) und den Klopstockpreis für neue Literatur (2016).

Radek Malý (*1977) ist Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler. Malý schreibt vor allem lyrische Texte und Kinderbücher, doch auch Dramen gehören zu seinem literarischen Schaffen. Als Übersetzer hat Malý unter anderem Gedichte von Erich Kästner, Georg Trakl und Paul Celan sowie Goethes „Faust“ ins Tschechische übertragen. Er unterrichtet an der Karls-Universität in Prag.

Katharina Schultens (*1980) ist Dichterin. Seit 2004 veröffentlicht sie Lyrikbände und Essays. Sie arbeitete viele Jahre als Wissenschaftsmanagerin und leitet seit 2022 das Berliner Haus für Poesie. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Spycher Literaturpreis Leuk (2015) und dem Basler Lyrikpreis (2019). Sie ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste.

Jitka Bret Srbová (*1976) ist Dichterin, Lyrikerin, Redakteurin und Literaturjournalistin. Unter dem Namen Jitka N. Srbová hat sie vier Gedichtbände beim Dauphin Verlag veröffentlicht. Eine fünfte Sammlung mit dem Titel „Pøímluva za malé vìci“ wird im Frühjahr 2025 bei Host erscheinen. Ihre Gedichte wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt und in zahlreiche, auch internationale Anthologien aufgenommen. Unter dem Titel „Rate, wie es ausgeht“ (übersetzt von Lena Dorn) wurde eine Auswahl aus der Sammlung „Svìt“ 2021 auf Deutsch veröffentlicht. Sie lebt in Hoøovice.

Alžbìta Stanèáková (*1992) ist Dichterin, Schriftstellerin, Publizistin und Literaturwissenschaftlerin. Für ihr Debüt „Co s tím“ (2014) erhielt sie den Jiøí-Orten-Preis, für ihr zweites Buch „×à÷àê“ (2022) wurde sie für den Magnesia-Literaturpreis nominiert. Im selben Jahr war sie eine der Finalisten des Dresdner Lyrikpreises. Ihre Lyrik, Prosa und journalistischen Texte wurden in mehreren Sprachen veröffentlicht. Auf Deutsch sind Gedichte und Prosa in der Literaturzeitschrift „Ostragehege“ sowie in der Anthologie „Die letzte Metro: Junge Literatur aus Tschechien“ erschienen. Sie arbeitet für die Kulturredaktion des Tschechischen Fernsehens.  

Jan Wagner (*1971) ist Schriftsteller, Übersetzer, Essayist und Kritiker. Sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“ erschien 2001 im Berlin Verlag. Es folgten mehrere Gedichtbände, darunter „Achtzehn Pasteten“ (2007), „Australien“ (2010) und „Die Live Butterfly Show“ (2018). Mit seinem Band „Regentonnenvariationen“ (2014) wurde erstmals ein Lyriktitel mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. 2019 gab er zusammen mit Federico Italiano „Grand Tour“ heraus, ein Gedichtband, der junge Lyrik Europas versammelt. Zuletzt erschien „Steine & Erden“ (2023). Jan Wagner erhielt für sein Werk mehrere Auszeichnungen wie den Anna-Seghers-Preis (2004) und den Georg-Büchner-Preis (2017). 2022 wurde Wagner die Ehrendoktorwürde der Universität Bielefeld verliehen. Er ist seit 2010 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Preisträger 2024

Den 15. Lyrikpreis der Landeshauptstadt Dresden erhielten 2024 der tschechische Dichter Petr Borkovec und der deutsche Dichter Georg Leß. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Kamil Bouška erhielt den Publikumspreis, der von der Euroregion Elbe/Labe gestiftet wird. Die Verleihung fand am Sonntag, 3. November, im Festspielhaus Hellerau in Dresden statt.