Museumsarchitektur

Piktorgramme
Die Grundideen des Museumskonzepts, dargestellt in Piktogrammen

Welche Aufgaben, welche Ziele, welches Potenzial zur Selbsterneuerung hat die Institution Museum angesichts der einschneidenden Veränderungen im 21. Jahrhundert? Wie kann sie zukunftsfähig bleiben im Angesicht von Globalisierung, Ressourcenknappheit, drängenden kulturellen Identitätsfragen, von außerschulischen, generationsübergreifenden Bildungsanforderungen und neusten wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen?

 

Diesen Fragen hat sich der Gründer des Erich Kästner Museums, Ruairí O'Brien, gestellt und daraus einen weltweit singulären Museumstyp entwickelt. Das mobile interaktive micromuseum® bildet eine Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst, Skulptur, Gebrauchsgegenstand und wissenschaftlichem Arbeitsinstrument.

 

Eine intelligente, wachstumsfähige Museumsarchitektur ist in der Lage, die vermeintlichen Gegensätze unserer Zeit – Geschwindigkeit/Langsamkeit, virtuelle/reale Welt, Perfektion/Unvollständigkeit, Masse/auf optimale Reduktion orientierte Technologie, Tradition/Zukunftsfähigkeit, kulturelles Erbe/Erlebnisgesellschaft, Globalität/lokale Identität, um nur einiges zu nennen – miteinander zu verbinden.

 

Durch die ressourcensparende mikroarchitektonische Implantation wurde nicht nur authentische alte Bausubstanz, sondern zugleich ein wichtiges städtebauliches Areal inmitten der Dresdner Neustadt neu belebt und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese lebendige Denkmalpflege erfüllt den Anspruch, Historisches zu bewahren und in die Gegenwart und Zukunft zu transportieren, indem sie die vorhandene Identität (alter Baukörper) zur Entfaltung bringt und in Einklang mit dem Neuen (aktueller Inhalt und Funktionalität) setzt. Die Museumsstruktur ist ein neuartiges Haus im Haus, das gleichzeitig in dem denkmalgeschützten realen Haus der alten Welt, der Villa Augustin, und dem virtuellen "globalhouse" ein Zuhause gefunden hat.

 

Die/der Besuchende ist dazu eingeladen, ganz nach Lust und Laune und individuellem Tempo die lebensgroßen Museumsbausteine zu entdecken und "dahinter zu schauen", sich in einzelne Objekte zu vertiefen. Jeder dieser Bausteine ist ein selbstständiges Objekt, das gemeinsam mit den übrigen Elementen wiederum ein autarkes Ganzes bildet (13+1=15).

 

Das sparsame Gesamtkunstwerk wurde nach dem Bausteinprinzip entworfen und in mehreren Etappen – je nach vorhandenen Geldmitteln und Inhalten – gefertigt und befüllt. Es ist ein wachsendes, "sich selbst erneuerndes Museum", das auf Besucherbedürfnisse reagieren kann.

Gedanken des Architekten

Das mobile, interaktive micromuseum® ist ein neuartiges Modell für Personalmuseen der Zukunft, die nicht über Nachlässe verfügen.
Das Verbundprojekt aus Literatur, Architektur, Kunst, Kommunikation und Technik kombiniert sinnliche Museumsinhalte mit Medientechnologie.

Maßgeschneidert entwickelt wurde, im Kern dem menschlichen Maß angepasst, zunächst für einen 15 qm Raum in der Dresdner Neustadt, wo Erich Kästner von 1899 bis 1917 lebte, das Konzept einer "begehbaren Schatztruhe". Nach dem abgewandelten architektonischen Prinzip "less is more" wurden ressourcensparend mehrere Realräume in einem Raum entworfen. Durch den Einsatz des globalen Netzes, des Virtualraumes, wird bei gleichzeitigem ökologischem Gewinn durch Bewegungsersparnis größtmögliche Publikumswirksamkeit erzielt. Während das herkömmliche Museum seine Gäste meist "nur" zur Betrachtung einlädt, muss der Besucher des interaktiven micromuseums® selbst auf spannende Entdeckungsreise gehen.

Betritt er das Museum in der Antonstr. 1, steht er unmittelbar vor einem eleganten 2 Meter hohen, 3 Meter langen und 1,2 Meter breiten Objekt. Dieses Objekt ist das Museum selbst, ist ein Kunstwerk an sich, das der Besucher untersuchen und bedienen muss, um an die darin enthaltenen Informationen zu gelangen. Er wird allmählich bemerken, dass der massive Körper sich öffnen lässt wie eine Frucht. Bausteinartig können ein Dutzend Einzelteile herausgelöst werden, deren Innenteile sich als gut bestückte Bücherregale, aufziehbare Schubladen und Ausstellungsvitrinen für Fotografien und persönliche Gegenstände entpuppen. In der Raummitte installiert, bleibt der begehbare Kern eine Art multimedialer Zeitmaschine. Durch den physischen Vorgang des langsamen Öffnens, der eine Gegenbewegung zur Geschwindigkeit der neuen Medien bildet, wird das Spiel mit Zeit und Tempo sinnlich erfahrbar. Und mit jedem Besucher, der den Museumskörper öffnet, entsteht eine neue freie Choreographie. In dem Kern findet der Kästner-Forscher neben Büchern und anderen Originalobjekten vor allem Audio- und Videotechnik sowie eine mit neuester Computertechnologie ausgestattete Arbeitsstation, mittels derer auch aktuellste Informationen zu Erich Kästner mehrsprachig abrufbar und kommentierbar sind.


Objekte des Kästner'schen Nachlasses - die in der Mehrzahl nicht zu erwerben sind - könnten so zumindest am Bildschirm gezeigt werden. Gegenwärtige und vor allem auch zukünftige Kästner-Fans aller Altersklassen können regelmäßig ihre Nasen in den realen ebenso wie in den virtuellen Raum stecken, um Neuigkeiten zu erfahren.