Resignation ist kein Gesichtspunkt*

Er habe sich für den Hausgebrauch eine Maxime zurechtgezimmert, sie laute: „Resignation ist kein Gesichtspunkt.“ Mit diesem Leitgedanken beginnt Erich Kästner 1953 seine Ansprache in der Internationalen Jugendbibliothek, München, zur Eröffnung der Ausstellung von Kinderzeichnungen aus Israel.

Auch siebzig Jahre später setzen wir uns mit Utopien und Albträumen der Moderne auseinander.
In ihr dominierte der Glaube, die Welt ließe sich gestalten und der Fortschritt sorge quasi automatisch für ein besseres Morgen. Ohne den Begriff zu verwenden, hat sich Kästner für einen nachhaltigen Umgang mit lebensnotwendigen Ressourcen eingesetzt. Die menschliche Unvernunft und (Selbst)Zerstörungswut hat er gründlich erfahren und vielfach literarisiert. Nicht nur die Vernichtung der eigenen Lebensgrundlagen und der Natur prangert Kästner an, auch der eklatante Mangel an Empathie und Gemeinsinn als Gegenpol zu einem nachhaltigen Zusammenleben ist ein wiederkehrendes Thema in seinen Texten für Kinder wie für Erwachsene.

Im Zentrum unserer Jahresreihe, die Kästners Werk zum Ausgangspunkt nimmt, steht das Wechselverhältnis von Literatur, Mensch, Mensch zu Mensch und Natur. Wir interessieren uns u.a. für die Bedeutung von Natur für literarische Kreativität, für Literarisierungen von Natur und Möglichkeiten, Naturerfahrungen und Ressourcenbewusstsein durch Literatur anzuzetteln. Dem Fantastischen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.


*Ansprache Erich Kästners in der Internationalen Jugendbibliothek, München, zur Eröffnung der Ausstellung von Kinderzeichnungen aus Israel, 1953

 

zum Veranstaltungskalender