Julia Cimafiejeva – „Blutkreislauf“
Lesung und Gespräch mit Julia Cimafiejeva & der Übersetzerin Tina Wünschmann
Foto Julia Cimafiejeva (li.): ©Alhierd Bacharevic
Foto Tina Wünschemann (re.): ©privat
Blutkreislauf ist eine Familiengeschichte in Lyrik und Prosa, in der die Autorin die Verquickung ihrer belarusischen Familie mit Deutschland im 20. Jahrhundert nachvollzieht. Von der Zwangsarbeit des Großvaters in Nazideutschland bis zur Strahlen-Katastrophe von Tschernobyl – Julia Cimafiejevas poetische Reise durch ein Jahrhundert führt durch Verluste, die keine Landesgrenzen kennen. Mit eindringlicher Sprache spürt sie den Geschichten ihrer Vorfahren nach, die zwischen Belarus, Kanada und Deutschland zerstreut wurden. Das Radioaktive ihrer Kindheit, die Briefe einer Tante, die über den Atlantik flatterten, und die schmerzhafte Gegenwart des Exils verbinden sich zu einem pulsierenden Gewebe aus Leben und Sterben. Die politischen Umbrüche der Gegenwart werden in diesem literarischen Mosaik ebenso greifbar wie die nie verheilende Wunde der Heimatlosigkeit.
Das Original erschien im Mai 2025 im belarusischen Exil-Verlag Januškievič in Warschau, die deutsche Übersetzung im Dezember 2025 bei edition.fotoTAPETA in Berlin. An diesem Abend präsentieren Autorin und Übersetzerin das Werk erstmals dem deutschsprachigen Publikum.
Julia Cimafiejeva wurde 1982 geboren und wuchs in einem Dorf im Südosten von Belarus auf. Sie ist Dichterin und Übersetzerin. Seit November 2020 lebt sie jenseits von Belarus, seit 2025 in Berlin. Zu den auf Deutsch veröffentlichten Werken zählen die Lyrikbände „Zirkus“ (2019) und „Der Angststein“ (2022) sowie der Essay „Minsk. Tagebuch“ (2021). 2022 kam der von Gedichten begleitete Fotoband „Minsk. Die Stadt, die ich vermisse“ heraus, ebenda der zweisprachige Band „Ich zerschneide die Geschichte“ mit Lyrik und Collagen. Julia Cimafiejeva verarbeitet die Erfahrung des Exils, die Sehnsucht nach der Heimat, den Alltag als Migrantin.
Tina Wünschmann wurde 1980 in Freital geboren. Sie ist Slavistin und Übersetzerin aus dem Belarusischen, Russischen und Polnischen. Bislang erschienen u. a. Lyrik von Julia Cimafiejeva sowie Essays von Alhierd Bacharevič und Tania Arcimovich. Tina Wünschmann lebt und arbeitet in Kesselsdorf bei Dresden. Ihre Übertragung von „Blutkreislauf“ in die deutsche Sprache wurde von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert.