Lesung und Gespräch
Zwischen klebrigem Tresenholz, klirrenden Gläsern und schweren Bierfahnen entfaltet sich nicht nur eine Kneipenszenerie, sondern eine poetische Dramaturgie, die einen solchen Abend in all seinen Facetten durchmisst: von der erwartungsvollen Stille des ersten Glases über den wachsenden Rausch bis hin zum Abschiedslied im Morgengrauen und dem bitteren Kater danach.
Die Gedichte werden zu einem Schwall flüssiger „Becherkulinarik“: hier ein scharfer Schluck Witz und Ironie, dort die bittere Note der Vergänglichkeit, dazwischen ein kräftiger Zug Trunkenheit – serviert mit politischen Stimmen jener Sorte, wie sie nur in Wirtshäusern entstehen und zugleich in Kopf und Magen fahren. Vergangene Lieben, fragile Begegnungen und das tastende Ankommen in einer neuen Stadt mischen sich zu einem Cocktail, in dem Hamburg langsam verschwimmt und Wien immer deutlicher hervortritt. Und doch strebt all das, wie in jedem echten Rausch, einem Höhepunkt entgegen, an dem das Lachen am lautesten und der Humor selbst zur Klimax des Abends wird.
So entsteht ein Werk, das zum literarischen Kneipenabend aus Stimmen, Stimmungen und Nachhall gerinnt – ein Abend, bei dem der Leser Platz nimmt neben dem Autor selbst. Und wer sich darauf einlässt, merkt schnell: Für diese Zeilen braucht man keine Meise – man darf sie aber gern haben.
Matthias Politycki, Jahrgang 1955, studierte von 1975 bis 1987 Neuere Deutsche Literatur an den Universitäten München und Wien. Nach seiner Promotion war er von 1988 bis 1990 als Akademischer Rat an der LMU München tätig. Seit 1990 arbeitet er als freier Schriftsteller und veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Gedichte. Als Essayist äußert er sich seit Jahrzehnten mit vieldiskutierten Debattenbeiträgen zu den Fragen der Gegenwart. Politycki ist Mitglied von PEN Deutschland, PEN Austria sowie der Freien Akademie der Künste in Hamburg. 2025 wurde er zum Präsidenten von PEN Deutschland gewählt.
Moderation:
Michael G. Fritz
Eintritt: 8 € | 5 €
Wir bitten um Voranmeldung.